Nachdem unser Haus vor einigen Wochen durch den Blower-Door-Test fiel (exemplarisch für alle anderen Reihenhäuser der Zeile, denn dort war der gleiche Fehler zu bereinigen), stand heute nun endlich der zweite Test auf dem Programm. Um es gleich vorweg zu nehmen: Er wurde bestanden! 🙂
Die Unterdruckmessung ergab einen Wert von glatt 0,5 und die Überdruckmessung einen Wert von 0,54. Im Mittel liegen wir damit bei 0,52 und somit relativ deutlich unter dem für Passivhäuser maximal zulässigen Wert von 0,6.
Als das Haus seinerzeit durchfiel lag der Wert noch bei 1,2. (Die damals aufgetretene Leckage war ja mit Bauschaum abgedichtet worden. So richtig fachgerecht ist das eigentlich nicht, wie ich mir sagen ließ, aber der Projektleiter besänftige mich damit, dass es sich um „rauchdichten“ Bauschaum handeln würde, sodass er für eine solche Abdichtung geeignet sei. Ich habe darum gebeten, mir die genaue Bezeichnung des Bauschaums mitzuteilen. Auch für die recht ungewöhnliche Position der Abdichtung hatte er eine Erklärung (der Qualitätsprüfer übrigens auch, daher gehe ich davon aus, dass zumindest das mit der ungewöhnlichen Position „in Ordnung geht“). Ich werde das aber auf jeden Fall nochmals vor Ort mit unserem Baubegleiter thematisieren – voraussichtlich bei der Endabnahme.)
Ich habe übrigens nicht ohne Grund ein Sternchen in der Überschrift gesetzt. Denn als der Qualitätsprüfer heute das erste Mal sein Testgerät anwarf, sah es zunächst danach aus, als würde das Haus erneut durchfallen. Er prognostizierte einen Wert von rund 0,9, was eine relativ große Leckage bedeuten würde (oder aber viele kleine Leckagen, die sich summieren). Wir gingen das Haus von unten nach oben ab und wurden dann erst im Technikraum des Dachgeschosses fündig: Dort war ein Verbindungsstück von der Lüftungsanlage zum Zu- oder Abluftstutzen abgerutscht, sodass dort ungehindert Luft hereinströmte. Und das war deutlich zu spüren. Dabei verwundert mich, dass so ein großes Leck nur einen Wert von 0,9 ergeben würde und nicht einen noch viel miserableren. Denn ein Niedrigenergiehaus beispielsweise hätte mit diesem Wert theoretisch bestanden.
Da es sich hierbei aber um keine „grundsätzliche“ Leckage handelt, wurde der Test fortgeführt, nachdem das Verbindungsstück wieder aufgesetzt und mit Klebeband abgedichtet wurde. Beim anschließenden Test kamen dann die oben genannten Werte zustande.
Nun muss also nur noch das Rohr vernünftig befestigt werden und in Sachen Luftdichtheit wäre dann für den Moment „alles“ gut. Ohnehin hätten die Installateure da nochmal rangemusst, wie mich unser Projektleiter später wissen ließ. Denn die Dämmung des Rohres ist zu dünn und muss durch eine dickere ersetzt werden. Interessante Info nebenbei.
Die Lüftungsanlage als solche hatte der Qualitätsprüfer übrigens im Vorfeld abgedichtet, da diese ja eine Verbindung zur Außenluft darstellt. Dazu musste er unter anderem den Wärmetauscher der KWL ausbauen, den man so auch mal zu Gesicht bekommen konnte, was ich sehr interessant finde.
Übrigens wurden die einzelnen Werte des Tests vom Qualitätsprüfer „manuell“ von drei Messgeräten abgelesen. Der Laptop, den er dabei hatte, diente nicht als Messgerät. Es wurden lediglich die abgelesenen Werte in eine Excel-Tabelle eingegeben. Daran sieht man auch, dass man dem Tester sehr vertrauen muss, denn im Prinzip kann da sonstwas eingegeben werden. Bei „unserem“ Qualitätsprüfer habe ich da aber keine Zweifel; auch wenn er vom Bauträger bezahlt wird . Er wirkte sehr korrekt und nicht befangen. 🙂
Gemessen wurde von der Haustür aus (wie wohl in 99 Prozent der Fälle). Somit wurde die Haustür als solche nicht getestet. So wirkt aber ziemlich dicht und ich hoffe, dass sie das auch tatsächlich ist, damit unser Passivhaus auch als Passivhaus funktioniert. Die Luftdichtigkeit ist dabei vor allem für das Funktionieren der Lüftungsanlage bzw. genauer gesagt den Wärmetauscher von besonderer Priorität.
Kurz nach dem Test tauchte der Rollladenbauer auf, der noch fehlende Rollläden im Wohnzimmer und Gäste-WC anbringen wollte. Doch es scheiterte daran, dass er in beiden Räumen (und somit auch bei den entsprechenden Rollläden) keinen Strom vorfand. Ich weiß, dass es im Wohnzimmer schon einmal Strom gab, kann mir aber nicht erklären, warum das jetzt nicht mehr der Fall ist. Somit musste er unverrichteter Dinge wieder abfahren.
Abgesehen von seiner Erscheinung fand ich ihn fast schon „niedlich“: Denn er hatte sich die Schuhe beim Betreten des Treppenhauses ausgezogen. Das war aber völlig unnötig, denn da die anderen Handwerker bei weitem nicht so vorsichtig sind, ist eh schon alles dreckig… ;-( Aber schön zu sehen, dass es doch noch Handwerker gibt, die da rücksichtsvoll vorgehen.
Er hatte außerdem noch die interessante Info, dass die noch fehlenden Rollläden zuletzt nicht eingebaut werden konnten, da sich Eis im Rollladenkasten gebildet hatte, das dort eigentlich nicht hingehört (ich hatte das auch schon einmal gesehen, mir da aber nichts weiter bei gedacht). Er benannte auch die mögliche Ursache dafür, die ich als Laie aber nicht so recht verstand und daher auch nicht behalten konnte. Als ich unseren Projektleiter später darauf ansprach, zeigte er sich von dieser Auskunft überrascht. Vielmehr habe es seiner Auskunft nach daran gelegen, dass der Rollladenbauer bislang schlicht nicht in die Strümpfe gekommen sei. Komisch: Wieso sollte sich der Rollladenbauer diese doch recht konkrete „Story“ ausdenken? Ist für mich nicht plausibel und ich werde das Innere des Rollladenkastens künftig genau im Auge behalten. 😉 Ich werde auch nochmal unseren Baubegleiter dazu befragen, was das Eis im Rollladenkasten zu bedeuten haben könnte.
Im Anschluss an das alles brachte ich beim Bauträger schweren Herzens den Bauschlüssel vorbei, den ich bis zur Endabnahme ja leider wieder abgeben muss. Denn das Haus ist im Prinzip fertig und der Bauträger will daher nicht, dass im Haus nun noch etwas passieren kann. Die Endabnahme ist dann übernächste Woche am Donnerstag und ich kann sie kaum erwarten. 🙂
Zuvor hatte ich noch eines der Dachflächenfenster (und zwar das im Osten, also von der „Wetterseite“ abgelegen) die kleinste Stufe geöffnet, sodass mein nun fehlendes Lüften ein wenig „abgemildert“ wird. Dazu hatte mir unser Projektleiter sein „Okay“ gegeben, sofern die Wettervorhersage keine hohen Regenwahrscheinlichkeiten und keinen starken Wind erwarten lässt. Und dies ist derzeit gegeben. Ich hoffe, das bleibt auch in den restlichen zwei Wochen so – ansonsten muss unser Projektleiter für das Verschließen des Fensters sorgen. 😉
Das fast tägliche Lüften wird mir fast schon fehlen. Habe ich mich doch jetzt über zwei Monate lang daran gewöhnt. Andererseits ist es natürlich auch eine erhebliche Erleichterung – allein schon rein zeitlich gesehen. Und der Spritverbrauch wird nun auch wieder stark zurückgehen. 😉 Zudem war es im Haus zuletzt ohnehin relativ trocken und die Fensterscheiben beschlugen nicht mehr oder nur noch extrem wenig. Lediglich wenn die Fenster geöffnet waren, konnte man auf dem inneren Rahmen kondensiertes Wasser vorfinden.
Apropos Fenster; nochmal zurück zum Blower-Door-Test: An den Dachflächenfenstern gab es einen leichten Luftzug. Allerdings nicht so stark, dass er das Bestehen des Tests gefährdet hätte. Laut Qualitätsprüfer liegt das auch nicht an einem falschen Einbau der Fenstern, sondern an den Fenstern an sich: Die Dichtung ist dort an den jeweils vier Kanten wohl nicht so ganz glücklich angebracht. Das ist auch bei allen anderen Häusern der Zeile der Fall und somit nicht als Mangel zu betrachten, sondern liegt in der „Natur“ der Fenster dieses Herstellers. Das hat mich etwas überrascht, denn eigentlich haben die Fenster einen ziemlich guten und wertigen Eindruck gemacht. Das erklärt dann auch, wieso im Rahmen der Fenster immer recht viel Wasser kondensiert…
Übrigens gibt es noch ein paar weitere Neuerungen im Haus. So allem voran die Treppe und die sanitären Objekte. Auch Lichtschalter und Steckdosen sind größtenteils fertig. Doch dazu werde ich im Laufe des Wochenendes einen separaten Bautagebuch-Eintrag schreiben, da das hier jetzt sonst zu umfangreich wird.